Die Liste der Links, zu denen ich bloggen will, wird immer länger und länger, und ich komme einfach nicht hinterher…
Heute geht es mir hierum:
Fies, aber beliebt
Als ich das las, musste ich sofort an ein Schlagwort denken: Soziale Kompetenz. Immer mal wieder, wenn ich eine unbequeme Minderheitenmeinung verteidige und nicht einsehe, dass ich nachgeben soll, nur weil die Mehrheit ohne überzeugende Begründung anderer Auffassung ist, wird mir diese nämlich vorgeworfen. Manchmal wird sie an deutlichen Formulierungen meinerseits festgemacht, obwohl diese in der Regel weit hinter dem zurück bleiben, was mir in solchen Diskussionen an den Kopf geworfen wird (wer keine Argumente hat, greift nämlich gerne auf persönliche Beleidigungen zurück). Erstaunlicherweise tritt dieses Phänomen nie dann auf, wenn mir ausnahmsweise einmal die Mehrheit zustimmt…
Dabei erklärt der Artikel es doch ganz einfach: Wer beweist hier soziale Kompetenz: Der Mobber oder der Gemobbte? Genau. Soziale Kompetenz ist die Fähigkeit sich einzuordnen, genauer: Zu führen oder sich führen zu lassen.
Und dann musste ich wiederum noch einmal an diesen Artikel hier denken:
„Wohlfühl-Kuschel-Pädagogik geht Jungs gewaltig auf die Nerven“
Kinder im Vor- und Grundschulalter sind noch nicht so gut darin, andere mittels Gruppendynamik zu mobben. Sie legen die soziale Hackordnung mit Hilfe körperlicher Gewalt fest. Wenn man sie lässt, heißt das… Herr Bergmann benennt die Pfadfinder als Gegenentwurf zur modernen „Kuschel-Pädagogik“, da Jungen nur noch dort Körperlichkeit erfahren könnten (zum Bund geht es ja erst mit 18). Vielleicht geht es ihm aber auch um deren klar festgelegte Hackordnungen? Vertritt er die Ansicht, dass Jungen – vielleicht auch Menschen allgemein – diese brauchen? Hat er damit Recht?
Mobbing ist ein Phänomen, das praktisch in jeder Gruppe Menschen zu beobachten ist. Es ist die menschliche Natur.
Und „Bully“ ist doch auch nur ein anderes Wort für „Führungspersönlichkeit“, nicht wahr?
Was soziale Kompetenz anbetrifft, so schauen wir uns doch einfach einmal an, welche Personengruppe diese Eigenschaft am exemplarischsten vorführt: Richtig – die Politiker! Sachverstand mag ja eine gewisse Hilfe sein, ist aber sicherlich keine Notwendigkeit (und wurde in unserer großen Vorbildnation, den USA, längst durch Geld ersetzt). Tatsächlich geht es in der Politik beinahe ausschließlich darum, andere Menschen davon zu überzeugen, einen zu unterstützen – soziale Kompetenz in Reinform.
Bei diesen Vorbildern bleibe ich doch gerne sozial inkompetent.
endijian
Juli 30, 2009
Hmm.
Der Text ist zwar schon etwas älter, aber trotzdem muss ich ihn doch mal kommentieren. Anscheinend hast Du wenig bis keine Ahnung von der Pfadfinderei (was kein Verbrechen ist), wenn Du so schnell den Vergleich zur Bundeswehr ziehst.
Gerade bei den Pfadfindern ist es leicht zu verallgemeinern, da der „Begriff“ nicht geschützt ist und sich jeder so nennen darf. Daher gibt es unzählig viele Pfadfinderbünde, die das gesamte Spektrum, leider neuerdings auch bis ganz rechts außen, abdecken.
Der Verband allerdings, in dem ich lange Jahre tätig war, und der zu den drei größten Pfadfinderverbänden Deutschlands gehört, ist in den 70ern aus Christlicher Pfadfinderschaft und der Friedens- und Umweltbewegung entstanden. Ich glaube, unsere Strukturen sind in etwa so miltärisch organisiert wie ein „Frieden für die ganze Welt“-SitIn. Ganz stark verallgemeinernd gilt auch, dass die meisten deutschen Bünde aus antiautoritären Jugendbewegegungen der 1910-20er Jahre entstanden sind. Darin unterscheidet sich die deutsche Pfadfinderbewegung von der internationalen, v. a. der im anglo-amerikanischen Raum, die immer als „Boy Scouts“ im militärischen Sinne gedacht waren.
Zu dem Interview: Der Bergmann hat in dem Sinne recht: Bei den Pfadfindern können Energien und Aggresionen, die heranwachsende Jungen (und Mädchen!) haben, in produktive Bahnen gelenkt werden, statt verboten zu werden. Oder anders formuliert: Bei einer „körperlichen“ Erfahrung wie Felsenklettern, Kanutour oder einfach nur dem Versuch, in einer Sturmnacht bei Regen trocken zu zelten, gehören Sachen wie Mobbing, Bullying oder Profilierung auf Kosten anderer ganz schnell von alleine der Vergangenheit an.
Mit Hackordnungen und der gleichen haben demokratisch geführte Pfadfindergruppen wenig zu tun. Mehr mit Diskussionen, Kompromissen und der Fähigkeit, sich selber zum Wohle anderer auch mal hinten anzustellen.
Andreas Pischner
Juli 30, 2009
Du musst allerdings sehen, dass ich die Pfadfinder hier nur in dem Kontext erwähnt habe, in den sie Herr Bergmann gestellt hat:
„Es geht aber mehr um diese generelle Antigewalt-, Antikörperlichkeit-, Antimännlichkeitserziehung.“
„Jungen haben heute kaum noch die Fähigkeit, sich selbst in ihrer Körperlichkeit, in ihrer männlichen Durchsetzungsfähigkeit kennenzulernen.“
„Wenn zwei Jungs im Kindergarten raufen, um die Hierarchie untereinander festzulegen, dann hat ein Pädagoge da nichts zu suchen. “
„Sollen etwa Eltern, Erzieher, Lehrer aggressive Jungs einfach prügeln lassen? So lange es ungefährlich ist, unbedingt.“
Da ist nicht direkt von Kanufahren die Rede…